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Deutschlands missbrauchte Buben
Nichts ist ungewöhnlich an Thomas. Ein Junge mit einem gewöhnlichen Namen erzählt die Geschichte seiner gewöhnlichen Kindheit, seiner gewöhnlichen Pubertät. Die Mutter nennt ihn Tommy, der ältere Bruder, den Verklemmten, sein altphilologischer Klassenlehrer nennt ihn Thomasus den Heiligen, ironisch natürlich. Thomas erzählt von seinen Hobbys, vom Basteln in der Familie während der Vorweihnachtszeit, von der Schule. Er erzählt aber auch vom sexuellen Missbrauch, welcher in sein Menschwerden einbricht und Löcher in die Seele reißt. Die Hilferufe verlieren sich in der sozialen Kälte seiner Nachbarschaft, im Spott seiner Klassenkameraden, im Zuständigkeitsgerangel der Jugendämter und der Wilden Wässerchen. Ein Mann soll ich werden und eine erfüllte Ehe führen, sagen die Sirenen, sagt Thomas, doch das Paradies bleibt verschlossen, wie so oft.